Das Evangelische Pfarrhaus in Langensteinbach: Eine Ausstellung im Haus Conrath am Tag des offenen Denkmals

Dass der jährliche „Tag des offenen Denkmals“ keine Pflichtübung war, konnten die Aktiven des Fördervereins Haus Conrath auch 2008  unter Beweis stellen. Nach der Bibelausstellung im letzten Jahr wurde auch die diesjährige Ausstellung wieder ein voller Erfolg. Über hundert Besucher waren der Einladung im Mitteilungsblatt gefolgt und kamen, um sich über die „Nachforschungen zum Evangelischen Pfarrhaus Langensteinbach“ zu informieren.  Beim Thema „Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie und Bauforschung“ hatte sich der Verein nämlich mit seiner direkten Nachbarschaft auseinander gesetzt und dabei höchst Interessantes herausgefunden.
Zusammen mit dem Historiker Horst Sommer und dem Architekten Andreas Adler hatte die Vorsitzende Doris Müller bereits seit März 2008 in historischen Unterlagen des Generallandesarchivs recherchiert. Über 100 Kopien wurden dabei angefertigt und das Wichtigste daraus von Sütterlin ins Hochdeutsche übersetzt

Obwohl beim großen Brand des alten, komplett aus Holz gebauten Pfarrhauses 1769 die gesamten Kirchenakten mit verbrannt waren, konnten die Ursprünge – zumindest in groben Zügen – bis zum Pfarrhausneubau auf der südwestlichen Seite der Strasse durch den deutschen Ritterorden 1540 zurück verfolgt werden.

1699 wurden Überlegungen angestellt, ob man wieder auf die „alte“ Straßenseite (östlich der Straße) zurück und dort einen Neubau erstellen könne. Es gab viel Schriftverkehr der Kirchengemeinde mit den „Oberen“ und Bitten um Reparationen oder gar um einen Pfarrhausneubau. Man suchte nach Geldquellen für einen Neubau: der Markgraf Carl Wilhelm von Baden höchst persönlich unterstütze 1709 eine Kollekte „für den Flecken Langensteinbach“. Es wurde gesammelt im „Ober- und Unterland“, einen Neubau jedenfalls gab es damals noch nicht!

Sehr interessant auch für die „Conraths-Häusler“ war die Erwähnung eines „benachbarten Kirchmessnerhauses“. Einige Indizien sprechen dafür, dass es sich bei diesem Gebäude um das jetzige Haus Conrath handeln könnte.  Denn auch die Bauweise, z.B.  die aufwändige Bohlenbalkendecke in der großen Stube weist darauf hin, dass es sich beim Haus Conrath nicht um ein einfaches Bauernhaus gehandelt haben kann.

Aber zurück zum Pfarrhaus: tatsächlich kam es dann 1769 nach dem Brand –  doch noch zu einem Neubau.

Grundlage für die Neubauplanung bildeten zwei Musterbaupläne für die Pfarrhäuser. Planer war Baudirektor Müller vom Bauamt Karlsruhe. Alle Planungen gestalteten sich schwierig, weil die Verwaltung des Deutschen Ritterordens, dem etwa 1/5 der Abgaben der Gemeinde zustanden, auch 1/5 der Kosten tragen musste .- Da jedes Planungsdetail kostenwirksam war, musste der Ritterorden allen Punkten zustimmen

Eine Vielzahl von weiteren Dokumenten z.B. zur Offensive der französischen Armee 1708 (der sog. Villars Offensive), bei der die alte Pfarrscheuer niedergebrannt wurde und zu den damaligen Kosten für einen Wiederaufbau runden das Bild der damaligen Verhältnisse weiter ab.

Übrigens: eine Kopie des Briefes von der Hand des Markgrafen persönlich unterzeichnet und weitere Kopien der Originaldokumente sind auch Teil der Ausstellung. Auf dem Pfarrhof waren das Waschhaus, die Scheune und der Brunnen eingemessen und gekennzeichnet, so dass man sich eine Vorstellung machen konnte, wie das Gelände früher ausgesehen hat.

Viele der Gäste haben zum Schluss des Rundganges noch im Kellergewölbe des Pfarrhauses in Geselliger Runde bei Most, Brezeln und Geschichten von „Früher“ den Besuch im Haus Conrath ausklingen lassen.

 Ein Höhepunkt im Haus Conrath: Die Ausstellung zur Baugeschichte des Evangelischen Pfarrhauses in Langensteinbach: Die Ausstellungseröffnung

Der Dank des Fördervereins gilt noch Herrn Struck von der Evangelischen Kirchengemeinde Langensteinbach für die Bereitstellung der neuen Pfarrhauspläne und Fotos und an Hildegard Ried für die Bereitstellung von Postkarten und Bildern. Danke auch an die Firma Strunk, die die Originalunterlagen sehr kostengünstig vergrößert hat.