Kulturelle Vielfalt beim ersten SymBadisch-Schwäbischen MundArt-Festival auf der Pfarrwiese: Kabarettistischer Einfallsreichtum amüsierte das Publikum

Von Werner Bach

Ein glückliches Händchen bewies der Förderverein Haus Conrath als Veranstalter des ersten SymBadisch-Schwäbischen MundArt-Festivals auf der Pfarrwiese in Langensteinbach. Mit namhaften Künstlern der Kleinkunstszene war es gelungen, dem kulturellen Leben in Karlsbad einen weiteren Mosaikstein hinzuzufügen. Rote und gelbe Fähnchen wiesen den Weg ins ebenfalls mit den Farben Badens und Württembergs dekorierte Festzelt. Drei Tage ein Hörvergnügen der besonderen Art, das kam bei den insgesamt 400 Besuchern an.
Die Initiatorin, Fördervereinsvorsitzende Doris Müller, freute sich in ihrer Begrüßung über den, trotz Konkurrenzveranstaltungen, guten Zuspruch und darüber, dass es gelang eine solche geballte Qualität auf die „Albhöhe“ zu bringen. Bürgermeister Rudi Knodel, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, stellte einerseits das Beleben des Hauses Conrath und andererseits das Wiederentdecken der Mundart heraus. Hans-Peter Klasser führte kurzweilig durch die drei Veranstaltungstage.
Mit ihrem anregenden Wechselspiel erwarben sich gleich am ersten Abend Werner Puschner und Claudia Pohel die Publikumssympathie. „Hinner de Lok kommsch ens Ziel – der wo ganz vorne fahrt dem klebe Mucke an de Stirn“, so eine der Weisheiten Puschners. „Wenn ich ein Felchen wär im Bodensee – das wär besonders schee. I dät die Angler necke… I dät die Nackede von unne seh…
Geschickt reagierte Werner Puschner mit einem Gedicht über ein Wochenenden am „Badisch-Schwäbischen Refugium“. Weitere Kostproben der „Lady der Liedermacherkunst“: das Nachbarspiel „Rum un num flieg Schneck“ oder Aktuelles zur Gesundheitsreform: „Die nimmt Formen an, dass der Zahnarzt schon fragt, hen se noch en Silberleffel dehoim?“ Die klare Stimme, das Gitarren- und Harfenstiel Claudia Pohels ließen die Zuhörer erstaunen.

Mit Lust am Musikmachen präsentierten sich am zweiten Abend Dieter Huthmacher und Band. Das ließ nicht nur die Herzen der Mundartfans höher schlagen. Wenn Zeitungs-Rap und Frühlingsblues angesagt sind, ist Stimmung vorprogrammiert. Matthias Hautsch holte aus seiner Gitarre Töne von großer Klangqualität heraus und Oliver Taub (Piano), Torsten Steudinger (Bass) sowie Marcel Millot (Schlagzeug) vervollständigten das virtuose Spiel. Um die Musik herum, mitten durch und dazwischen begab sich Dieter Huthmacher auf Spurensuche. Kleine Dinge, die heimatliche Gefühle wecken: „Bleibe un fortgange, gucke und seh“. Heiter kratzte der Dachtraufschwabe an so manchen Unzulänglichkeiten. „Wenn se gscheit sen d’Leit, bleibe se doof und brenges weit.“ „Däd i sage was i denk, no kennt i here was i meun”, Huthmachers Beobachtungen zu den arg zurückhaltende Pforzemer.
Zur Matinee am Sonntag traten mit dem Duo Aurezwicker (Ohrenzwicker) zwei Urschwaben auf. „Willst du keinen Streit und Ärger meide jeden Württemberger“, konstatierte Helmut Pfitzer. Gleichzeitig betrieb er Aufklärung über zwei Sorten von Schwaben mit dem Stuargarder und dem Älbler, von denen einer Reinhold Hittinger aus Balingen kommend isch. Zur schwäbischen Kabaretttherapie gehörte auch den Badenern zu erläutern, dass e Muckeseggele die kleunscht schwäbisch Maßeinheit isch. Fröhliche Stimmung herrschte als Reinhold Hittinger seine Tuba blies, was für ihn das beste Schlafmittel sei, den Nachbarn jedoch eher den Schlaf raube.

Als Schwabe fühle er sich geschmeichelt auf Badischem Hoheitsgebiet auftreten zu dürfen, meinte Johann Martin Enderle, der auch den „Schlusspunkt“ zu einem markanten und spritzigen Ereignis werden ließ. Seine Assoziationen zu „gschwend“ und zu „hebe“ waren ein Hörvergnügen, dem ein kullinarischer Streifzug durchs Badische und Schwäbische Kochbuch folgte. Dabei stellte Enderle fest, dass schwäbische Spezialitäten einen hohen Sättigungsgrad bei sparsamen Zutaten haben.
Der Ausgewogenheit wegen hatten die Organisatoren fürs leibliche Wohl „schwäbische Maultaschen“ und „badisches Schäufele“ auf der Speisekarte.